Mutige Redebeiträge, Mitmachaktionen und World Café - Die Mädchen*gruppe der MJA Ost stellt sich und ihre Aktion vor

Die Mädchen*gruppe der Mobilen Jugendarbeit Ost aus Stuttgart stellt sich in diesem Blogeintrag vor. Lest hier von ihrer You-matter-Aktion und hört die mutigen Redebeiträge der Mädchen* und jungen Frauen* an. Sie haben wichtiges zu sagen!

Liebe Leser*in,

wir begrüßen euch auf unserer Seite. Wir möchten uns vorstellen.

Wir sind die Mädchengruppe der MJA Ost. Unsere Mädchengruppe besteht aus zehn Mädchen zwischen 11 und 18 Jahren. Wir wohnen in verschiedenen Stadtteilen in Stuttgart. Wir sind alle befreundet und treffen uns jeden Freitag bei der MJA Ost. Wir waren zwei Mal in den Sommerferien auf Mädchenfreizeit (im Schwarzwald und an der Nordsee). Wir sind Teil des Projekts you matter: Mädchen*_Power_Politik und haben anlässlich des Weltmädchen*tags politische Aktionen unter dem Namen „Mädchen*_Power_Politik“ veranstaltet.


Unser Bericht vom Weltmädchen*tag


Es gibt viele Themen die uns ärgern, uns wütend machen, die sich verändern müssen. Deshalb machen wir beim Projekt you matter mit. Wir haben uns seit Juli 2021 damit beschäftigt politische Aktionen anlässlich des Weltmädchen*tags vorzubereiten und durchzuführen. Dafür haben wir die Themen die uns beschäftigen gesammelt. Wir haben dabei auch an unsere Schwestern, Mütter und Freundinnen gedacht.

Wir sind sehr schnell auf unsere Erfahrungen mit Sexismus gekommen. Viele von uns haben bereits negatives erlebt. Fehlende Wohnungen und teure Mieten beschäftigt uns alle. Wir haben zum Großenteil Erfahrungen mit Wohnungslosigkeit und/oder der Gefahr unsere Unterkunft zu verlieren.

Ein weiteres wichtiges Thema für uns ist Rassismus. Wir sind Sintizze und Romnja und erleben viel Ausgrenzung und Rassismus.

Aus unseren Themen haben wir mit Unterstützung drei Reden geschrieben. Das war ganz schön zeitaufwendig, aber gemeinsam haben wir es geschafft.


Wir haben überlegt was wir am Weltmädchen*tag machen möchten. Wir hatten Hilfe von unseren Sozialpädagoginnen, Lehrkräften und Familienhelferinnen. Die Erwachsenen haben aus unseren Themen (Wohnen, finanzielle Situation, Gesundheit, Diskriminierungserfahrungen, Freizeit) einen Fragebogen gemacht. Diesen haben wir ausgefüllt und ihn an unsere Mitschülerinnen und Schwestern verteilt. Insgesamt haben über hundert Mädchen* und junge Frauen* den Fragebogen ausgefüllt.

Antworten aus der Umfrage
Antworten aus der Umfrage

Nach viel Vorbereitungszeit fand der Weltmädchen*tag am 11. Oktober 2021, auf dem Schillerplatz in Stuttgart, statt. Es gab insgesamt vier Redebeiträge, verschiedene Mitmachaktionen (Stencils und Markierung von (un)sicheren Orten) und ein World Café mit Politikerinnen und Entscheidungsträgerinnen.

Wir freuen uns, dass wir mit unserer Aktion auch andere Mädchen* und junge Frauen* erreicht haben.

Wir freuen uns, wenn ihr unsere Redebeiträge lest oder anhört.

Hier könnt ihr die Redebeiträge anhören oder lesen:

Gesamte Rede zum Thema "Sintizze & Romnja" anhören:

Liebe Sintizze & Romnja,

schön, dass es euch gibt. Diese Rede ist für euch. Für manche von uns, ist es nicht einfach zu sagen, dass wir Sintizze und Romnja sind. Weil wir viel zu häufig Rassismus erleben.

Wir sind stolz Sintizze und Romnja zu sein!

Wir sind stolz auf unsere Sprache, Romanes!

Wir sprechen viele Sprachen z.B. Bulgarisch, Slowakisch, Rumänisch, Ungarisch, Englisch, Türkisch, Indisch, Tschechisch, Serbisch, Russisch und Deutsch.

Unsere Kultur ist sehr vielfältig.

Wir lieben Musik, Tanzen und unsere Familien.

Wir halten zusammen und passen auf einander auf.

Bleibt wie ihr seid und schämt euch nicht, Sintizze & Romnja zu sein.

Liebe Gadje,

Gadje sind Menschen, die keine Sintizze und Romnja sind.

Wir möchten euch heute etwas Wichtiges sagen

Nicht alle Menschen sind gleich!

Nicht alle Sintizze und Romnja sind gleich!

Wenn sich eine Person schlecht verhält, sind nicht alle Menschen schlecht.

Wer davon ausgeht, verhält sich rassistisch.

Ob in der Schule, auf der Straße, überall-

Hört auf uns ablehnende Blicke zu zuwerfen.

Hört auf über uns zu reden.

Wir sind auch Menschen, so wie ihr

Wir verdienen auch respektiert zu sein, so wie ihr

Alle Menschen verdienen gleiche Rechte, egal welche Nationalität.

Also, lasst uns zusammenhalten, statt gegeneinander zu sein.

Gesamte Rede zum Thema "Wohnen" anhören:

Hallo Leute,

wir sind die Mädchengruppe der Mobilen Jugend arbeit Ost. Wir sprechen jetzt über das Thema Wohnen:

Viele Menschen in Stuttgart haben kein Zuhause, zum Beispiel Menschen die auf der Straße schlafen müssen.

Warum schläft man auf der Straße?

Weil es keine Hilfe für alle Menschen gibt.

Personen die aus EU- Ländern nach Stuttgart kommen, erhalten nur Hilfe, wenn sie arbeiten.

Arbeit zu finden ist nicht so einfach. Solang es keinen Arbeitsvertrag gibt, gibt es keine staatliche Unterstützung. Keine Unterkunft, kein Geld für Essen oder Kleidung.

In Stuttgart leben auch viele Kinder und Jugendliche auf der Straße. Sie übernachten im Park, in Autos oder auf Bänken. Wenn die Polizei das sieht, schickt sie die Menschen weg oder gibt ihnen eine Strafe.

Es fühlt sich sehr schlecht an, wenn du draußen schlafen musst.

Es ist kalt oder viel zu heiß. Der Boden ist hart, davon bekommst du Rückenschmerzen. Man wird krank und es gibt keine Toilette und keine Dusche.

Für Mädchen und Frauen ist die Straße kein sicherer Ort. Es gibt Belästigungen und Übergriffe.

Häufig reicht das Geld nicht für Essen, Kleidung und Medikamente.

Oft gibt es Kommentare, Beleidigungen und negative Blicke.

Es gibt aber auch Leute, die in einer Unterkunft wohnen. Dort gibt es wenig Platz, viel Stress.

Es ist kein Zuhause. In einem Zuhause fühlt man sich wohl. In einer Unterkunft muss man das Bad und die Küche mit anderen teilen.

Wisst ihr wie es ist, wenn man dringend aufs Klo muss und noch Personen vor dir dran sind?

Wisst ihr wie es sich anfühlt, wenn man deshalb zu spät zur Schule kommt und eine Strafe von der Schule bekommt?

In einer Unterkunft lebt man mit fremden Menschen eng zusammen, nicht alle sind freundlich.

Häufig habe ich und meine Familie Angst, wir schließen unsere Zimmertüre um 08 Uhr ab und verlassen das Zimmer nicht mehr.

Als wir noch in dem Heim gewohnt haben, gab es nicht genug Platz für einen Tisch. Wir haben auf dem Boden gegessen.

In einer Sozialunterkunft muss man jeden Monat einen sogenannten „Hotelschein“ vorlegen.

Der Vermieter macht uns häufig Druck, wenn der Hotelschein nicht rechtzeitig vom Amt kommt. Wir haben Angst, dass wir deshalb rausgeworfen werden.

In der Unterkunft darf man nichts an die Wand hängen und keine eigenen Möbel mitbringen. Häufig sind Sachen kaputt.

Wenn meine Mutter früh aufsteht, bin ich wach und kann dann nicht mehr schlafen.

Unsere Freundinnen und Freunde dürfen uns nicht besuchen, das ist in der Unterkunft nicht erlaubt.

Seit 5 Jahren suchen wir eine Wohnung, es ist sehr schwer eine Wohnung zu finden. Wenn wir das Glück haben eine Wohnung anzuschauen, hören wir danach nie etwas.

Damit wir uns in Stuttgart wohl fühlen, fordern wir

- günstige Wohnungen für alle

- Niemand soll auf der Straße schlafen müssen

- Die Stadt muss mehr Wohnungen bauen und Menschen bei der Suche helfen

- Wir fordern die Stadt auf, Familien nach spätestens 6 Monaten eine Wohnung anzubieten

- Vermieter und Vermieterinnen müssen aufhören rassistisch zu sein

- In Unterkünften sollen weniger Menschen auf wenig Raum wohnen

- Wir fordern die Polizei auf, Menschen die kein Zuhause haben, in Ruhe zu lassen und ihnen nicht noch eine Strafe zu geben

- Wir fordern mehr Zusammenhalt und weniger Ausgrenzung

Vielen Dank fürs Zuhören!

Gesamte Rede zum Thema "Sexismus" anhören

Hallo zusammen,

wir sind die Mädchen Gruppe der MJA Ost, wir sprechen jetzt über unsere Erfahrungen mit Sexismus.

Sexismus ist eine Art von Diskriminierung.

Sexismus bedeutet Personen werden wegen ihrem Geschlecht nicht gut behandelt, abgewertet, verletzt oder unterdrückt. Es können Kommentare, Beleidigungen, Blicke oder Gewalt sein.

Manche Menschen denken, dass Geschlechter eine Ordnung oder Reihenfolge haben. Manche Jungs und Männer denken, dass sie besser sind als Mädchen und Frauen.

Ob in der Schule, auf der Straße, in der Bahn, im Park oder beim Einkaufen,

Sehr viele Mädchen und Frauen erleben überall und immer wieder Kommentare, Beleidigungen bis hin zu Übergriffen.

Unsere Körper werden kommentiert. Unsere Haare angefasst. Unser Po angestarrt.

Daraus folgt ein unangenehmes Gefühl, Verunsicherungen und Angst. Wir befürchten jeder Zeit Kommentare oder unangenehme Blicke zu bekommen.

Viele Mädchen und Frauen passen deshalb ihr Verhalten oder ihre Kleidung an. Wir ziehen lange T-Shirts an, die über unseren Po gehen. Wir ziehen keine engen Sachen mehr an.

Wieso müssen wir Mädchen und Frauen unser Verhalten und unsere Kleidung ändern?

Wieso gelten in der Schule andere Regeln für uns, weil wir kurze Hosen oder Röcke an haben?

Wieso schaffen es viele Jungs und Männer nicht, eine Toilette zu suchen? Warum sehen wir fast jeden Tag eine Person die in der Öffentlichkeit pinkelt?

Egal wie wir uns anziehen, egal ob es Tagsüber oder nachts ist, wir möchten sicher sein und uns wohlfühlen.

Wir fordern Jungs und Männer auf, uns zu zuhören, uns ernst zu nehmen. Wir fordern euch auf, euer Verhalten zu hinterfragen und zu ändern. Wir fordern euch auf, mit euren Freunden darüber zu sprechen.

Wir fordern Erwachsene auf, uns ernst zu nehmen und uns zu glauben.

Jedes Mädchen, jede Frau, jeder Mensch soll selbst entscheiden. Egal ob es um Kleidung, um den eigenen Körper oder das Heiraten geht. Weder die Gesellschaft noch unsere Eltern bestimmen wie wir leben und wen wir lieben. Alle entscheiden selbst.

Bildnachweis: Titelbild ©melodie descou, Eintrag © privat

Redebeiträge: © MJA Ost

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